eBooks im Aufwind: Wann stirbt das gedruckte Buch aus?

Bald! Möchte man meinen, wenn die vom Magazin Stern erhobenen Umfragewerte tatsächlich repräsentativ sind. Während laut Börsenverein des deutschen Buchandels der Anteil der eBooks am hiesigen Buchmarkt 2010 gerade mal 0,4 Prozent ausmachte, sind Ende 2011 bereits fünfzehn Prozent der Leser bereit, auf digitale Bücher umzusteigen.

Diese (aus meiner persönlichen Sicht überraschend hohe) Zahl an Befürwortern bedeutet gleichzeitig, dass 85 Prozent heute nicht bereit sind, das Buch aus Papier und Pappe aus der Hand zu legen. Der Stern interpretiert das als „überwältigende Mehrheit“ an eBook Verweigerern und verweist den prognostizierten „Durchbruch“ des eBooks in das Reich der Fabel. Ich kann mir bildlich vorstellen, dass diese Nachricht eines renommierten Magazins für manche geplagte Verlagsseele wie Balsam wirkt.

Ich möchte das altbekannte Beispiel des halbvollen oder -leeren Weinglases jetzt nur streifen; das ist (um mit Paul Watzlawik zu sprechen) eine rein subjektive Deutung zweiter Ordnung. Nein, was mich jetzt mehr interessiert: Wie würde es sich auswirken, wenn die vom Meinungsinstitut Forsa im Auftrag des Stern erhobene Zahl tatsächlich eintrifft?

Nehmen wir 100 lesefähige Bundesbürger und ziehen davon 15 Prozent ab, dann bleiben 85 übrig; das ist der Anteil, der nächstes Jahr den auf Druck konzentrierten Verlagen sowie dem klassischen Buchhandel bleibt. Ein Kundenrückgang um 15 Prozent ist ein herber Schlag, den vor allem die großen Ketten wie Thalia oder Hugendubel kaum verkraften dürften; sie sind gut beraten, ihre Aktivitäten in Richtung eBook kräftig voranzutreiben. Eigenständige Buchhändler, die am eBook Vertrieb überhaupt nicht beteiligt sind, können die Erosion ihres Geschäftsmodells nicht verhindern.

Was aber, wenn diese Konvertierungsrate von 15 Prozent anhält? Dann werden 2013 noch 72 von 100 Lesern Papierbücher kaufen, 2014 noch 61, 2015 noch 52. Im Klartext: In vier bis fünf Jahren wird der Print-Buchmarkt halbiert sein – wenn die Stern-Zahlen so und in Folge eintreffen.


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Die Agentur Price Waterhouse schätzt dagegen den Anteil der eBooks im deutschen Belletristikmarkt bis 2015 auf 6,3 Prozent ein. Umsatzmäßig gesehen. Was wiederum ein ganz anderer Blickwinkel ist. eBooks werden in den nächsten Jahren kräftig im Preis nachgeben – das ist angesichts der niedrigen Vervielfältigungskosten eine ganz normale Marktentwicklung.
Ich prognostiziere ein gewaltiges Anwachsen des Lesemarktes – die Menge an Gelesenem wird zunehmen. Der Preis pro Buch wird sinken, es wird Abomodelle für Vielleser geben. Der Umsatz im Buchmarkt wird zwischen Amazon, Apple und Google aufgeteilt. Nur Verlage, die sich in einer Nische behaupten können, haben eine Chance, in zehn Jahren überhaupt noch zu existieren.

Quelle: Stern Umfrage „Wenige Deutsche wollen auf eBooks umsteigen“

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