Buchempfehlung: „Die rote Halle“ – ein Psychothriller von Karla Schmidt

Manchmal wundern sich Leute, dass gerade ich so „brutale“ Geschichten schreibe. Ich könnte sagen, ich packe meine Psychos halt in Geschichten, da bleibt für den Alltag nichts übrig. Das trifft es aber nicht ganz. Eine Geschichte ist für mich eine Versuchsanordnung, mit der ich etwas übers Menschsein herauszufinden versuche. Und je weiter ich den Versuch treibe, desto mehr erfahre ich. (Ein Gastbeitrag von Karla Schmidt)

Karla Schmidt

Karla Schmidt

Für die „Rote Halle“ habe ich als Setting den stillgelegten Flughafen Tempelhof gewählt. Er ist noch immer das drittgrößte Gebäude der Welt, mit acht unterirdischen Stockwerken – ein Bauwerk wie ein Rattenlabyrinth. Es gibt dort Hangars, Hallen, Schächte, Bunker, Casinos, ein altes Gepäckleitsystem … viel Raum für verstörende Begegnungen, für Vergnügungsarbeit, Tötungsarbeit.

Wo ist die Grenze, jenseits der aus Hingabe und Leidenschaft Wahnsinn wird?

Diese Frage hat mich beim Schreiben beschäftigt. Darum auch die Versuchsanordnung in der „Roten Halle“. Meine Hauptfigur Janina kämpft um das Leben ihres Sohnes, der ihr alles bedeutet, Regisseur Joseph Rost um ein Werk, das ihn überleben soll, und die verkrüppelte Komponistin DeeDee für ihren Kindertraum, eine wunderschöne Tänzerin zu sein. Und niemand geht zimperlich vor, wenn es um die eine Sache geht, für die er alles geben würde.

Bin das noch ich?

Mein Bruder hat gesagt, für ihn geht es in dem Buch gar nicht so sehr um Wahn, sondern um Körper, um schöne, hässliche, wachsende, sterbende, menschliche und monströse Körper, denen die Figuren manchmal schockhaft entfremdet werden. Aber sie versuchen dennoch, sich darin einzurichten und irgendwie heimisch zu werden in sich selbst. Wer bin ich, wenn ich nicht mehr „mein Körper“ bin? Auch die Frage gehört mit in meinen Menschenversuch.

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Die rote Halle

Psychothriller von Karla Schmidt

Janina fliegt mit ihrem Sohn Simon nach Berlin, um an einer blutig-makabren Inszenierung des „Märchens von den Roten Schuhen“ im stillgelegten Flughafen Tempelhof mitzuarbeiten …

Die Ballett-Inszenierung gerät aus dem Ruder, als eine der Tänzerinnen ermordet wird und Janinas Sohn in den finsteren Gängen des stillgelegten Flughafens verschwindet. In der grausigen Szenerie entwickelt sich ein intelligent geschriebener, rasant-verstörender Psychothriller; gut ausgearbeitete, reichlich exzentrische Charaktere, ein spannender Aufbau und eine geschickte Inszenierung haben bereits manchen Leser um den Nachtschlaf gebracht! „Interessant und spannend, geheimnisvoll und düster!“ (Leser) (17 Rezensionen / 4,6 Sterne) (ca. 327 Seiten) – kurze Zeit nur 0,99 €

Das erste Mal, dass ich mir selbst fremd wurde, war in der Pubertät. Ähnlich ergeht es in der „Roten Halle“ dem 15jährigen Simon, wenn er sein „erstes Mal“ als Tat erlebt, die man, wie einen Mord, nicht rückgängig kann. Das letzte Mal werde ich mich meinem Körper gründlich entfremden, wenn es ans Sterben geht, wie bei dem todkranken Regisseur Joseph Rost. Dazwischen ist alles eine ständige Neuverhandlung des Verhältnisses zwischen „mir“ und „mir“. Es ist schon merkwürdig, so etwas herauszufinden, nachdem man ein Buch geschrieben hat. Aber es ist auch schön, herausgefunden zu haben, dass man letztlich als Mensch doch mehr ist als bloß ein Hautundknochensack.

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