Verleger oder Apple: Wem gehört das iPad?

Die Vereinigung der europäischen Zeitungsverleger (ENPA) reagiert verärgert auf die Forderung des Apple Konzerns, bis spätestens 31.3.2011 alle Zeitungsverkäufe auf dem iPad über das iTunes-System zu führen. Dabei wird nicht nur eine 30 % Abgabe für jeden Verkauf an Apple fällig; vor allem die geltenden Datenschutzrichtlinien sind den Verlegern ein Dorn im Auge. Denn selbstverständlich darf Apple die Kundendaten aus seinem System nicht einfach ohne Erlaubnis des Endkunden weitergeben – das würde sich übrigens jeder iTunes Nutzer verbitten.

Das sind die drei Kernaussagen der Verleger:

1) „Das iPad von Apple bietet fantastische Möglichkeiten, Print Zeitungen im digitalen Umfeld zu entwickeln. Die Verleger wollen ihren Lesern attraktive Angebote machen.“
2) „Das Geschäftsmodell der Verleger fußt darauf, dass die Verleger ihre Leser genau kennen. Es ist unumgänglich, dass diese enge Verbindung aufrecht erhalten bleibt.“
3) „Zeitungsverleger sollten die Freiheit haben, das Bezahlsystem für ihre Leser selbst zu wählen.“

zu 1) Das iPad ist sexy, die Verleger wollen diese neue Plattform unbedingt nutzen. Das Apple Pad bietet eine „Near Print“ Darstellung, die den Verlegern gefällt – und die wachsende Zielgruppe des Millionensellers ist konsumfreudig, modern und kaum noch für klassische Printprodukte zu begeistern.

zu 2) Nur um „seine Leser zu kennen“ braucht der Verleger die Adressen und die Bankverbindungsdaten nicht – wohl eher für zusätzliche Werbeangebote. Ich frage mich gerade: haben die Verleger so ein Ansinnen schon mal an die Betreiber von Zeitungskiosken gestellt? „Eine Bild bitte…“ „Gerne, und wie heißen Sie?“

Vergleichbare Reichweiten, Zielgruppen und die geografische Verbreitung von Verlagsprodukten werden in Deutschland über die MA oder die AWA abgefragt. Eigentlich bietet das iPad eine viel genauere Lokalisierung und natürlich eine Vielzahl interaktiver Möglichkeiten – die letztendlich die Verbindung von Verleger zum Leser in ungeahnter Weise intensivieren können.
Das funktioniert allerdings nur, wenn der Verleger und seine Redakteure diese Interaktivität wollen …

zu 3) Die Distribution digitaler Ausgaben ist sehr billig, vor allem, wenn die Daten automatisch aufbereitet aus der Printproduktion übernommen werden. Die 30-% Abgabe an Apple ist da schon eine ärgerliche Erlösminderung, angesichts der Preise für Druck, Papier, Auslieferung und Inkassomanagement allerdings eher moderat im Vergleich zum herkömmlichen Print Abo.

Apple hingegen sieht die Verleger als App-Lieferanten, die mit ihren wertigen Inhalten Umfelder für das iAd Werbegeschäft schaffen. Cupertino wird sich kaum durch das Wehklagen der Verleger erweichen lassen – das iPad und der iTunes Shop gehören Apple, und Apple bestimmt die Bedingungen.

(Quelle: ENPA)

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